Encountereds. I came, I saw, I commented.

Monday, January 02, 2006

Erich Später - Kein Frieden mit Tschechien (2)

Bei manchen dokumentarischen Büchern fragt man sich unweigerlich, warum man sich die deprimierende Abfolge unheilvoller Tatsachen ins Denkgebäude schraubt. Nun ist es andererseits natürlich Unsinn auf dem Niveau der Erstmal-besser-machen Kritikverneiner, Unschönes nur deshalb abzulehnen, weil es keine konstruktiven Schlüsse anzubieten hat, aber erbaulich hätte ich es doch gefunden, nach der Durchsicht all der Naziwiderlichkeiten rund um Vertriebene und ihre Zentren, Kriegsgeschichte und Schuldausgleich ein paar Vorschläge zu finden, wie man das Pack zum Schweigen und die Geschichte auf einen guten Weg brächte. So ganz ohne das ist das Buch jedenfalls nicht der Diskussionsbeitrag, der es sein möchte, sondern eher die Grundlage für einen. Muss dann eben jemand anders schreiben.

Die für mich interessanteste Detailinformation betrifft das Verbot der Todesstrafe im Deutschen Grundgesetz, das mir angesichts der sonstigen Kontinuitäten von Mordbubenwirtschaft und Gewaltapparat immer ein wenig inkonsistent vorkam. Später schildert, wie ein Vertriebenenfunktionär sich für die Abschaffung verwendet, um seine alten Nazikumpane vor den Galgen der Alliierten zu retten. Das ging schief, weil die Alliierten sich bei den Hinrichtungen ums Grundgesetz der Besiegten nicht recht scheren mochten, und der Plan, die Todesstrafe für gemeine Mörder flugs wieder einzuführen, scheiterte dann ebenfalls. Sie kennen doch unser heiteres Suchspiel? In der Geschichte hat der Weltgeist Sepp Arnemann eine konstruktive Lehre über den Umgang mit repressiven gesellschaftlichen Kräften versteckt. Suchen Sie sie selbst, mir gefällt sie nicht.

Nachtrag: konkret dokumentiert in der aktuellen Ausgabe die Reaktionen Vertriebener auf Späters Buch, und ich nehme einen Teil des oben gesagten zurück. Wer derart die Hunde zum Bellen bringt, hat allerhand richtig gemacht.

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